Nach Studium und 15 Jahren Berufstätigkeit drücke ich wieder intensiv die Seminarbank. Mein Ziel bis Ende 2017: die Zertifizierung zur Text- und Content-Managerin (BPWD/TC). Gründe gibt es viele. Einer davon ist beispielsweise die hohe Nachfrage nach transkreativen und SEO-optimierten Übersetzungen in der IT-Branche.

Übersetzer übersetzen. Texter texten. Transkreativtexter machen beides.

Der Übersetzerberuf verändert sich. Die Zahl der Sprachmittler steigt, die auf eine bestimmte Branche spezialisiert sind. Übersetzen und artverwandte Tätigkeiten rücken näher zusammen. Viele Kollegen arbeiten in Berufsfeldern, die sich überschneiden. Verknüpfungen mit Lektorat, Redaktion, Lokalisierung, Sprachunterricht, Terminologie, Postedition oder Texten sind nicht selten.

Translation plus Kreation ergibt Transkreation.

Der Transkreativtexter adaptiert Übersetzungen. Dies nennt man „transcreation“ – im Deutschen: Transkreation. Das Transkreativtexten aus der Originalsprache in eine andere Sprache besteht aus zwei Schritten: dem Übersetzen und sogenannten Nachtexten.

Transkreation ist also eine Domäne für Sprachmittler mit einem Faible für das Werbetexten. Denn der Prozess des Nachtextens entspricht dem klassischen Texten.

Es ist noch kein Texter vom Himmel gefallen.

Übersetzen habe ich gelernt. Texten nicht. Aber auch Schreiben ist ein Handwerk, das von Grund auf gelernt sein will. Ein guter Übersetzer ist nicht automatisch ein guter Texter. Gut übersetzt ist oft noch nicht gut genug getextet. Höchste Zeit, meine Schreibtechnik zu verfeinern und den Kopf mit neuem Wissen zu füttern!

Ein Teil des Lehrstoffs ist für mich nicht neu. Dennoch kann ich aus den Texterclub-Seminaren kreative Schreibtechniken und Arbeitsweisen mitnehmen. Als Transkreativtexterin setze ich vieles bereits im Berufsalltag um.

Vorteil Nr. 1: Textwissen – solide und fundiert.

Kein perfekter Werbetext ohne Briefing! Deshalb geht auch einer Transkreation immer eine Einweisung voraus. Textende Übersetzer wissen, wie ein Briefing aussieht und welche Fragen sie stellen müssen. Dieses neu gewonnene Know-how habe ich mir gleich hinter die Übersetzerohren geschrieben.
Weiterbildung im Bereich Konzeption ist unverzichtbar: So kann ich bei der Transkreation eines Texts meine Kunden in Bezug auf das Layout besser beraten und die deutsche Version wirkungsvoller gestalten. Bei guten Texten kommt es eben nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf das Äußere.

Vorteil Nr. 2: Übersetzen – SEO-optimiert.

Google gründete sich in dem Jahr, in dem ich mein Studium aufnahm. Logisch, dass Ende der 90er Jahre für Suchmaschinen abgestimmtes Übersetzen unbekannt war. Heute hingegen legen IT-Unternehmen Wert darauf, dass Website und Content im Internet gefunden werden und ein gutes Ranking erzielen.

Das Vorgehen, wie Texte suchmaschinenfreundlich geschrieben werden, lässt sich prima auf das Übersetzen übertragen. Dazu gehören das Betexten von Metabeschreibungen und das Recherchieren von geeigneten Keywords für den deutschen Markt. Die Keywords und Synonyme werden dann beim Übersetzen in die Zielversion eingearbeitet.

Vorteil Nr. 3: Kreativität – Ideen und Einfälle sprudeln lassen.

Texter greifen auf eine Reihe von Techniken zurück, um der Ideenlosigkeit eins auszuwischen und ins Schreiben zu kommen. Spannende Headlines, vielversprechende Teaser und mitreißende Aufhänger schüttelt niemand einfach aus dem Handgelenk. Sie lassen sich auch nicht aus dem Nichts aufs Papier zaubern. Der Kreativitätsmuskel wird vor jeder Transkreation „aufgewärmt“. Mit diesen Methoden kann ich mir jetzt die Kopfschmerzen ersparen, wenn mir eine Headline Kopfzerbrechen bereitet.

Vorteil Nr. 4: Besser schreiben – besser übersetzen.

Der Blick über den Übersetzer-Tellerrand lohnt sich: Was macht einen ausdrucksstarken Werbe- oder Marketingtext aus? Die deutsche Sprache hat sich in den letzten Jahren verändert. Das Deutsche ist schneller geworden: durch kürzere Sätze und klare, aktive Aussagen, die auf den Punkt kommen. Mit etwas Übung ist es nicht schwer, technische Marketingtexte in einer bildhaften und lebendigen Sprache wirkungsvoll zu übersetzen. Mit Führungs- und Aktivierungstechniken schafft man es, den Leser in den Text zu ziehen. Auch ein neu erlerntes Redigiersystem ist für mich mittlerweile zum unverzichtbaren Werkzeug bei Transkreationsarbeiten geworden.

Besser schreiben bedeutet, dass ich mich beim Übersetzen leichter vom Original lösen kann. Die bekannte Übersetzer-Maxime „So nah wie möglich, so frei wie nötig“ war noch nie so einfach umzusetzen. Ganz einfach, weil ich einen anderen Blickwinkel auf den Text einnehmen kann. Beim eigenen Schreibstil ist immer noch Luft nach oben, egal wie gut man ist.

Vorteil Nr. 5: Print oder Web – das ist hier die Frage.

Webtexte sind Website, Landing Page, Onlineshops, Newsletter, Mailings und Social Media. Texte für das Internet werden nicht nur für die Zielgruppe, sondern auch für Suchmaschinen getextet. Hier wären wir wieder beim Keywordtexten. Ob man nun schreibt oder übersetzt: Für werbewirksame Texte ist es entscheidend, die Unterschiede zwischen Print und Web zu kennen.

Lesetipps:

Lesestoff für Transkreativtexter: Diese beiden Nachschlagewerke nehme ich immer wieder zur Hand. Das BDÜ-Fachbuch zur Transkreation sowie die Texter-Bibel „Texten!“ enthalten viele praktische Tipps.

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